Drive-in

//Entwurf an der Universität Stuttgart (1999)

6 km/h

The Testament of Simon Simplex concerning Automobilism — John Davidson

Mehr als fünfzig Jahre mußten Herren,
Mob und Masse unstet reisen mit der
Bahn, und in der Räder schrilem Kreischen
Starb Geist, starb Individualität.
Du kommst und rettest uns: Automobil!

Und was der Sozialismus längst gestorben
Wähnte: Rang und Adel, nobler Wettstreit,
Form und Stil, privates Leben werden
Wiederkehren; und als Krönung herrscht in
England wieder auf dem alten Platz der
Gentleman und die Persönlichkeit.

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„Fast jedes Schlagwort, mit dem man irgend etwas Kennzeichnenswertes in dieser Periode charakterisieren will, wird notgedrungen die Aufmerksamkeit auf einen der Aspekte lenken müssen, unter denen sich die Umwandlung von Wissenschaft und Technik vollzog. Dieser Umwandlungsprozeß hat einen bestimmenden Einfluß auf die menschliche Lebensweise ausgeübt und im Hinblick auf die Gestaltung unseres gemeinsamen Schicksals neue Wege und Möglichkeiten aufgezeigt. Der Tatsache, daß wir Zugang zu fast unbegrenzten Energiequellen haben, steht die Möglichkeit gegenüber, unseren Planeten unbewohnbar zu machen; dafür eröffnet sich uns aber jetzt, wo wir sozusagen an der Schwelle des Weltraumes stehen, mehr und mehr die Möglichkeit, unsere Insel Erde einfach zu verlassen und uns anderswo anzusiedeln. Unsere Kenntnisse auf dem Gebiet der Informationsübermittlung haben uns außerdem in den Stand gesetzt, elektronische Apperate die mühevolle Kleinarbeit routinemäßiger Denkvorgänge für uns ausführen zu lassen, aber auch dazu, die menschlichen Denkvorgänge einer oft engstirnigen Macht-Elite anzupassen.“ — Reyner Banham

Heute ist es nicht mehr der Weltraum in den wir ausbrechen. Es ist eine neue Welt; eine Welt, die wir uns selber erschaffen. Wir stehen wieder an einem Übergang. Wir stecken inmitten einer Revolution. Es ist mittlerweile die ‚dritte industrielle Revolution’: der Eintritt in die virtuelle Welt.

Wie vor einhundert Jahren ist die Technik für viele eine Religion. Am Anfang des Maschinenzeitalters war es der Glaube an die Wiederkehr der Individualität durch das Auto. Heute ist es der Glaube an die Rückkehr der Gemeinschaft, ist es die Flucht aus einer zerstörten Welt, die Hoffnung auf einen Neubeginn. Die Induvidualität die uns durch die Technik, allem voran das Auto, wiedergegeben wurde, wurde uns duch dieselbe Technik wieder genommen.

Wie bei jeder Revolution, und auch bei jeder Religion, teilt sich die Meinung was die zukünftige Entwicklung angeht. So war es beim Übergang in das Maschinenzeitalter, und so ist es heute: beim Übergang in das Zeitalter der Virtualität.

Das Gebäude soll zwei Hauptgedanken transportien. Zum einen die Erinnerung an das Maschinenzeitalter und „… das Auto, die symbolische ‚Maschine’ des Ersten Maschinenzeitalters …“ (Reyner Banham). Zum anderen den Übergang in die ‚dritte industrielle Revolution’.

Vor einhundert Jahren war Idealismus, der die Entwicklung vorangetrieben hat. Dieser Idealismus einiger weniger wurde zum Enthusiasmus vieler. Es geht darum den Enthusiamus der bei der Entstehung des Ersten Maschinenzeitalters aufkam einzufangen und in der Architektur darzustellen; diesen Entusiasmus für die dritte Revolution zu nutzen.

Kann man Enthusiasmus mit einem Raum transportieren, einen Ort schaffen an dem die neue Welt erschaffen wird, und der zugleich die Erinnerung an den Anfang dieser Entwicklung aufrecht erhält?: Eine große Maschine in der die Zukunft erschaffen wird!